Monatswort
„Die Mannschaft wird heute verlieren!“ ruft ein Zuschauer von den Rängen dem Trainer zu. „Woher weißt du das?“ fragt der Trainer. „Ich komme seit zwanzig Jahren ins Stadion und ich weiß es halt!“ antwortet der Zuschauer. Der Trainer erwidert: „Tja, ich besuche seit zwanzig Jahren die Oper, kann aber immer noch nicht singen!“
Als Zuschauer hat man es leicht. Man sitzt auf den Rängen, man hat keine Verantwortung und man kann das Spiel und die Spieler entspannt beurteilen. Es gibt Situationen im Leben, in denen wir aus einer gemütlichen Zuschauerposition unsere Kommentare abgeben können. Es ist leicht über die Entscheidungen oder (Miss)Erfolge von Politikern, Freunden und Arbeitskollegen zu reden.
Die Lage ändert sich, wenn ich selber beteiligt ist. Wenn ich selbst spielen und das Problem lösen muss; wenn ich nicht nur als Beisteher kluge Kommentare abgeben kann, sondern etwas lösen muss.
So ist es auch im Glauben. Es ist einfach, über den Glauben von anderen Menschen zu reden und zu urteilen. Aber wer im Glauben nur daneben steht und über andere urteilt, der verpasst etwas.
Vor über 4000 Jahren flieht das Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten. Auf ihrer Flucht versperrt das Rote Meer den Weg in die Freiheit. Was tun? Die Israeliten sind direkt betroffen, sie müssen sich was einfallen lassen. In diese Situation ermutigt Gott die Israeliten durch ihren Anführer Mose: „Bleibt stehen und seht zu, wie ich euch heute retten werde!“
Scheinbar ermutigt Gott die Israeliten genau zu dieser „neutralen“ Zuschauerhaltung. Doch da gibt es einen wesentlichen Unterschied. Das Stehenbleiben und Zuschauen der Israeliten ist anders, weil sie direkt betroffen sind. Es geht um ihr Leben. Sie sind vom Handeln Gottes abhängig, sonst wird der Pharao sie einholen und wieder als Gefangene nach Ägypten führen.
Gott ermutigt die Israeliten, ihm zu vertrauen. Er wird ein Wunder tun. Ihr Zuschauen ist ein glaubensvolles, existentielles Warten und Hoffen, dass Gott das Meer teilen wird. Und Gott teilt das Meer, sie überqueren das Meer trockenen Fußes. Sie sind Teil des Wunders.
Im Glauben sind wir unterwegs mit Jesus. Manchmal sind wir an der Reihe etwas in unserem Leben, in unserem Alltag, zu ändern. Und manchmal sind wir darauf angewiesen auf sein Wirken zu warten. Jesus möchte mit uns unterwegs sein. Er möchte dich segnen, dich leiten, dir in schwierigen Zeiten beistehen. Er möchte dir aufhelfen, er möchte für dich das Meer teilen.
Pastor Johann Vollbracht